Die Liebliche, so die Übersetzung des Namens „Graciosa“, trifft genau auf diese zweitkleinste Azoreninsel zu. Mit nur etwa 60 Quadratkilometern Fläche hat sie dennoch eine Menge zu bieten. Entdeckt wurde Graciosa im Jahre 1450, als der von der Nachbarinsel Terceira stammende Siedler Vasco Gil Sodré einen Ausflug mit seinem Boot unternahm. Von der anmutigen Schönheit dieses kleinen Eilands überwältigt ließ er sich denn auch gleich mit seiner Familie dort nieder.
Relativ flach, mit sanften Hügeln erstreckt sich der Blick weit über Graciosa. Zwischen den Hügeln findet man überall erloschene Vulkankrater. Der sicherlich interessanteste dieser Vulkane dürfte der Furna do Enxofre sein, dessen Krater man über eine Wendeltreppe im Inneren bequem bis ganz nach unten begehen kann. Dort findet sich heute ein sehr tiefer und großer, warmer Schwefelsee, welcher durch das Licht, welches durch die enge obere Krateröffnung fällt, fast mystisch wirkt. Diese Schwefelgrotte bildet eine geografische Besonderheit und ist unbedingt sehenswert.
Überall auf der Insel verteilt findet man die Wahrzeichen in Form von Windmühlen. Früher als die Kornkammer der Azoren bezeichnet, waren diese Mühlen von beachtlicher Wichtigkeit. Leider sind die meisten nicht mehr in Betrieb, doch viele wurden renoviert. Und schon von Weitem leuchtet dem Besucher die rote Farbe der Mühlenhauben als fröhliches Signal entgegen. Bunt verstreut über die gesamte Insel liegen kleine Ortschaften. Hiermit bildet Graciosa eine Ausnahme zu den anderen Azoreninseln, welche hauptsächlich im Küstenbereich besiedelt sind. Niederschlag ist auf Graciosa kaum zu erwarten, da es keine nennenswerten Erhöhungen gibt, welche die Regenwolken auffangen und abregnen lassen. Trinkwasser ist daher ein wertvolles Gut und wird in Zisternen und Brunnen gesammelt.
Über das gesamte Jahr hinweg kann man auf Graciosa einen ruhigen Urlaub verbringen, auf Entdeckungstour gehen, Tauchgänge, Wanderungen und Ausflüge unternehmen, auf Bootstouren gehen um Wale zu beobachten oder einfach am Strand liegen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Doch zur Karnevalszeit geht es auf Graciosa hoch her. Überall auf den Straßen wird gefeiert, getanzt und gesungen. Bunte Züge farbenfroh gekleideter Menschen streifen umher und die Fröhlichkeit ist allerortens zu spüren. An jeder Straßenecke und auch an vielen anderen Orten gibt es Feste mit gutem Essen, Wein und Musik. Fast hat man den Eindruck dass sich Graciosas Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen in dieser Zeit verzehnfacht hat, da wirklich jeder auf der Straße ist und ausgelassen feiert.
Wer sich immer gefragt hat warum Graciosa den Beinamen ‚weiße Insel‘ trägt wird schon bald nach seiner Ankunft darauf kommen. Die Häuser in den Ortschaften sind nämlich nach uralter Tradition alle weiß getüncht.